Drei Stolpersteine wurden in der Steinstraße 30 für Luise Schwarzschild, Richard Jakob Schwarzschild und für die Großmutter Sara Schwarzschild verlegt.
Margot Wicki-Schwarzschild ist eine der beiden Töchter von Luise und Richard und hat die Verfolgung der Familie überlebt. Sie hält am Tag der Verlegung der Stolpersteine, 29. August 2013, folgende Ansprache:
LIEBE ANWESENDE
Auch ich möchte das Wort von Gunter Demnig in den Mittelpunkt stellen:
EIN MENSCH IST VERGESSEN, WENN SEIN NAME VERGESSEN IST.
Und damit möchte ich dem Künstler danken für diese wunderbare Idee, „Menschen wieder ein Stück Erde zurück zu geben, die hier kein Heimatrecht mehr hatten“ wie es Schwester Martina Schmidt, formulierte welche diese Initiative in Kaiserslautern ins Leben gerufen hat – das heißt, einem Menschen seine Identität zurück geben.
Beiden möchte ich von ganzem Herzen danken – und natürlich dem großen Kreis von Menschen aus Kaiserslautern, die aktiv mitgeholfen haben, diese Idee zu verwirklichen. Auch allen Patinnen und Paten sei gedankt, die diese Stolpersteine ermöglicht haben, nicht zu vergessen die Stadt selbst, die das grüne Licht dafür gegeben hat. Dank auch den vielen Gruppierungen, die sich aktiv beteiligt haben, die ich hier nicht alle nennen kann – sie wurden bereits begrüsst – Ihnen allen gilt UNSER herzlicher Dank, denn ich spreche auch im Namen meiner Schwester Hannelore die leider aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein kann – uns aber in Gedanken intensiv begleitet.
Das Ereignis der Stolperstein-Verlegung erinnert uns zwar schmerzlich an die unselige Zeit, in der wir in dieser Stadt verfolgt, ausgegrenzt und gedemütigt wurden, sie erinnert uns an den unermesslichen Schmerz, unseren geliebten Vater und unsere liebe Grossmutter auf so grausame Art verloren zu haben und an das schwere Schicksal, das unsere liebe Mutter durch all diese Jahre der Verfolgung hat erdulden müssen. Sie hat es geschafft, uns Kinder als „Alleinerziehende“, wie man heute sagen würde, eine gute Lebensgrundlage zu schaffen und uns auf dem Weg des Erwachsenwerdens mit viel Herzblut zu begleiten. Für alle drei werden heute hier in der Steinstraße Steine der Erinnerung gelegt.
Daher ist es nicht nur ein Tag schmerzlicher Erinnerungen, sondern auch ein Tag der Freude, Freude darüber, dass es nun – nach 70 Jahren – einen Ort des Gedenkens gibt, ein kleines Stück Erde, das den heimatlos gewordenen Menschen wieder zurück gegeben wird. Ein Ort, an den wir Angehörige nach so vielen Jahren wieder herkommen, uns bücken und verneigen können. Ich schliesse da alle Opfer ein, die morgen und in Zukunft einen Stein der Erinnerung erhalten werden: Es sind nicht nur jüdische Menschen, es sind politisch und religiös Verfolgte, Euthanasie-Opfer, Sinti und Roma, Homosexuelle, Widerständler gegen das NS -Regime und andere Menschen mit Zivilcourage, die sich getrauten, mutig ihre Meinung zu äußern und damit Kopf und Kragen riskierten. Wie ich lese, gibt es diese Stätten der Erinnerung in Form von Stolpersteinen an mehr als 700 Orten und in vielen europäischen Ländern. Das heisst, Kaiserslautern reiht sich nun ein in die Stolperstein-Gemeinschaft und das ist ein Grund zur Freude, ein Zeichen der Versöhnung.
Kaiserslautern: Der Ort, wo unser Vater geboren wurde, wo wir als ganz normale Familie gelebt haben, wo aber das Leben für unsere Eltern und uns Kindern in der Nazi-Zeit immer schwieriger wurde und wo man uns mit Schimpf und Schande zwangsweise aus Kaiserlautern „entfernte “ und nach Gurs deportierte. – Ich werde – wenn ich in Schulen oder an sonstigen Veranstaltungen spreche – immer wieder gefragt: Kannst Du noch zurückkehren in Deine Heimatstadt, kommen da nicht Gefühle von Hass und Verbitterung auf?
Unsere Rückkehr nach Kaiserslautern im Oktober 1946 – 6 Jahre nach unserer Deportation – weckte in uns sehr ambivalente Gefühle. Wir waren hin- und hergerissen, wieder „zu Hause“ zu sein. In einem Land, das uns zu „Staatenlosen“ gemacht hatte. Wir kamen zurück in ein Land, das den Vater umgebracht, unser Hab und Gut enteignet und versteigert hatte. Würden wir Schuldige treffen? Wie würde die Begegnung aussehen? Solche Ängste begleiteten uns auf der Rückreise aus Frankreich.
Doch: in unserer „Vaterstadt“ herrschte das blanke Elend. Aktive Nazis waren wie vom Erdboden verschwunden. – Wir trafen verführte, indoktrinierte Menschen, die zwar zum Land der Täter gehörten, jetzt aber selbst zu Opfern geworden waren. In die Angst – wie es wohl sein werde in dieser Stadt -, mischte sich so etwas wie ein Mit-Gefühl… irgendwie saßen wir im gleichen Boot. Wir und sie waren um einige Jahre unseres Lebens betrogen worden. Konnten wir hier wieder Fuß fassen…?
Doch dann begegneten wir in Kaiserslautern Menschen, die in dieser schlimmen Zeit „Menschen“ geblieben waren. Sie erfassten unsere Situation, sie litten mit uns, sie schämten sich stellvertretend für das, was uns und Millionen von Menschen zugestoßen war. Sie machten es uns leichter, wieder Fuß zu fassen. Da waren unsere lieben Verwandten, die Schwester unseres Vaters, die nicht deportiert worden war und uns vorübergehend aufnahm, ihr Sohn und seine Frau sind heute hier im Publikum. – Was mir persönlich half, ich fand sehr gute Kontakte in der Jugendarbeit, speziell in der Pfadfinderschaft St. Georg. Ich kam in diesen Kreis junger Menschen, die eine vorbildliche Art von Jugendarbeit betrieben, in der ich mich mit Interesse und Engagement beteiligen konnte. Ich war plötzlich mittendrin im humanitären Aufbau-Geschehen – in der Arbeit mit Kindern. So konnte ich meine Trauer, meine Unsicherheit, meine Ängste positiv umwandeln. Die damals entstandenen herzlichen Freundschaften dauern auch heute noch an. Elisabeth Fischer-Weindel, Erhard Roy Wiehn, die heute diese Feier begleiten, ebenso Karl Franke, der in einem Seniorenheim in Kaiserslautern lebt – gehören zu diesem Kreis von jungen Menschen, die mir wesentlich halfen, das Bild des „deutschen Täters“ wieder ins Lot zu bringen.
Und wenn ich dieser Tage wieder in Kaiserslautern weile, was in letzter Zeit öfter der Fall ist, kann ich mich nicht nur über die guten Kontakte freuen zu meiner Familie und zu einigen „alten“ und neu hinzu gekommenen Freunden, sondern auch – ganz neu kann ich mich freuen über diesen Ort der Erinnerung an unsere Lieben, für Vater, Mutter und Großmutter. Das hat es bisher nirgends gegeben. WO SEIN NAME STEHT, IST DER MENSCH NICHT VERGESSEN.
Und dafür möchte ich mich nochmals herzlich bei allen Beteiligten bedanken – auch stellvertretend für alle Angehörigen hier im Publikum und für diejenigen, die nicht dabei sein können, vor allem auch für meine Schwester Hannelore.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit
Margot Wicki-Schwarzschild – 29. August 2013
Richard Schwarzschild
Rede seiner Tochter Margot Wicki-Schwarzschild am 29. August 2013
Wir haben unseren Vater nur als Kinder erleben dürfen, wir waren 11 und 13 Jahre alt, als wir von ihm getrennt wurden, er auf dem Weg in den Tod, wir in die Freiheit. Freude über die Freiheit konnte nicht aufkommen, warum durften wir überleben, warum er nicht? Aber in der Erinnerung ist er uns als ein liebevoller, lebensbejahender Vater präsent.
Vater wurde in Kaiserslautern 1898 geboren als mittleres von 3 Kindern, einer älteren Schwester Erna, die als junge Frau starb und einer jüngeren Schwester Ida, die nicht deportiert wurde, weil sie einen christlichen Mann geheiratet hatte. Ihr Sohn Klaus ist heute hier mit uns dabei.
Unser Papa, wie wir ihn nannten, war in erster Linie Deutscher, er hatte auch im 1. Weltkrieg Militärdienst geleistet. Sein Jüdischsein bestand vor allem darin, dass er in der liberalen Synagoge Kaiserslauterns die Orgel spielte und auf diese Weise seinem Gott und der Gemeinde diente. Uns Kindern gefiel es sehr, wenn er so wunderschöne Töne der Orgel entlockte und wir manchmal dabei sein durften.
Seinen Beruf als Kaufmann durfte er aber bald nicht mehr ausüben. Die jüdischen Männer wurden im Straßenbau eingesetzt – wir haben noch ein Foto davon. Er kam oft mit Schwielen an den Händen nach Hause aber wir haben ihn nie klagen gehört. Er war froh, seine Familie schlecht und recht ernähren zu können und sagte „Arbeit schändet nicht“.
Inzwischen war Kaiserslautern immer mehr von den Nationalsozialisten infiziert. Der Film „12 Jahre und 12 Tage“ über die Nazi-Zeit in Kaiserslautern machte uns erst viel später bewusst, wie sehr unsere Eltern damals gelitten haben mussten, da die Rechte der Juden immer mehr eingeschränkt und wir mehr und mehr gedemütigt wurden (Verbot der meisten Geschäfte, der öffentlichen Anlagen, Schulrauswurf usw.).
Dann kam der 22. Oktober 1940, der Tag unserer Deportation. Alle Juden aus der Pfalz, dem Saarland und von Baden wurden nach Gurs verschleppt. Dies war ein unbeschreiblicher Einbruch in unser Leben.
Trotz aller Widerwärtigkeiten, die wir erleben mussten, blieb Vater ein positiver Mensch, der uns immer aufmunterte und den Glauben an eine gute Wendung in unserem Leben nicht aufgab. Das gab uns Halt und Zuversicht. – In einem Brief an uns Kinder, den wir als Vermächtnis aufbewahren, regt er uns an, dankbar zu sein für die Hilfe, die uns im Lager und später im Kinderheim von gütigen Menschen aus der Schweiz zuteil wurde. Unser späteres Leben wurde sicher von seiner positiven Lebenseinstellung geprägt. Sogar als wir uns trennen mussten, war er sicher, dass wir uns nach Kriegsende via das Schweizer Rote Kreuz in Bern wieder treffen könnten. Leider wurde diese Hoffnung zerschlagen… Er wurde 1943 in Auschwitz ermordet.
Wir erinnern uns an einen wunderbaren Vater, dem wir hier und heute einen Stein des Gedenkens setzen dürfen, da nirgends auf der Welt seine Ruhestätte zu finden ist. Wir danken der Patin und dem Paten Mirjam und Roy Wiehn und allen Beteiligten von Herzen für dieses Zeichen der Erinnerung – auch im Namen meiner Schwester Hannelore.
Luise Schwarzschild, geborene Keim
Rede ihrer Tochter Margot Wicki-Schwarzschild am 29. August 2013
Unsere Mutter kam als blutjunges Mädchen – mit ca. 18 Jahren – aus Passau in Niederbayern nach Kaiserslautern. Eine Freundin, die hier als Köchin arbeitete veranlasstes sie, zu kommen und mit ihr zu arbeiten. Es brauchte damals viel Mut, sich so weit von zuhause niederzulassen.
Eines Tages stand da ein junger, dunkelhaariger Mann, der sich für sie interessierte. Die scheue junge Frau brauchte einige Zeit, um zu glauben, dass er sich um sie und nicht um ihre Kollegin bemühte. So wurden sie bald ein Paar. Luise – von Haus aus katholisch – trat auf Wunsch ihrer zukünftigen Schwiegermutter zum jüdischen Glauben über – auch das war völliges Neuland für die junge Frau. Diese später so genannte „Mischehe“ war aber für die beiden kein Problem und führte auch nie zu Konflikten. Als wir Kinder uns dann einstellten, 1929 meine Schwester Hannelore, 1931 ich selbst, feierten wir die Festtage beider Religionen, vor allem Weihnukka ist mir noch in bester Erinnerung. Wir erfreuten uns am Chanukka-Leuchter und dem Christbaum – fast zeitgleich.
Als die Nazis ans Ruder kamen, bekamen wir immer mehr zu spüren, dass wir Judenkinder waren, wir wurden aus der Schule geworfen, unsere Eltern durften nicht mehr ins Theater, ins Kino, in die Badeanstalt gehen, wurden in vielen Geschäften nicht mehr bedient, all das ist ja hinlänglich bekannt.
Der Kontakt zur Familie der Mutter aus Bayern war ungebrochen. Jedes Jahr fuhren wir zur Großmutter und zu den Tanten die uns und unseren Vater immer willkommen hiessen. Es war jedes Jahr ein wunderbares Erlebnis für uns Stadtkinder das Landleben zu genießen. – Die Familie setzte sich später mit viel Herzblut ein, um unsere Freilassung zu erreichen.
Wir mussten oft umziehen in Kaiserslautern bis wir schlussendlich – sozusagen „zwangsumgesiedelt“ wurden in die Steinstraße 30 – hier genau muss es gewesen sein. Unsere Mutter verstand es immer, uns ein warmes, gemütliches Zuhause zu schaffen und beide Eltern versuchten, uns von den Verfolgungen und Demütigungen des Naziregimes so weit es ging zu verschonen.
Die Deportation war für unsere Mutter, damals erst 31 Jahre alt, ein kaum zu ertragendes Ereignis. Sie konnte es einfach nicht verstehen und war während der grauenhaften Fahrt nach Gurs völlig aufgelöst und depressiv, was für uns Kinder besonders schlimm war. Nur der Vater konnte uns ein wenig trösten, obwohl es wenig zu trösten gab, er litt sicher ebenso sehr, versuchte aber uns zu beruhigen.
Durch all die leidvollen Jahre, die ja immer wieder von Lichtblicken unterbrochen waren, wurde aus dieser anfänglich verzweifelten Mutter eine starke Frau, die uns Kinder – als Alleinerziehende – guten Mutes über die Runden brachte, uns eine Ausbildung ermöglichte unter größten Opfern. mit den knappen finanziellen Mitteln der sogenannten Wiedergutmachung. Es gäbe noch viel zu erzählen über diese inzwischen starke Frau. Nur so viel: Als wir, meine Schwester und ich dann in die Schweiz heirateten und sie zur Großmutter machten, konnte sie noch ein glückliches Alter erleben, und ihre zahlreichen Enkel genießen – sie lebte ganz in unserer Nähe. Die schlimmen Jahre hatten uns zusammen geschweißt.
Diese gute Mutter, die so viel durchlitten und durchstanden hat, verdient einen Stein der Erinnerung an dieser Stelle und an der Seite ihres Mannes.
Sara Schwarzschild
Rede ihrer Enkelin Margot Wicki-Schwarzschild am 29. August 2013
Unsere Großmutter Sara – Settchen genannt – wurde 1861 geboren und hatte in ihrer Jugend Abenteuerliches erlebt. Sie war von einem reichen Onkel nach Südafrika mitgenommen worden und wurde dort „verheiratet“ – wie das zu dieser Zeit noch üblich war – mit einem wohlhabenden jungen Mann aus dem Freundeskreis dieses Onkels. Sie führte – knapp 20 Jahre alt – dort einige Jahre lang ein sorgloses und luxuriöses Leben. Doch das große Glück sollte nicht allzu lange dauern.
Zuerst verlor ihr Mann bei einem Börsencrash sein ganzes Vermögen und kurz darauf erkrankte er schwer. Er wurde zwar von den besten Ärzten behandelt, aber es half nichts – die junge Frau wurde mit 23 Jahren schon Witwe. So musste sie wieder in die alte Heimat zurückkehren. Das muss zuerst schwierig gewesen sein. Sie musste sich wieder an die einfachen Verhältnisse in Kaiserslautern gewöhnen, was sie aber erstaunlich gut schaffte.
Einige Jahre später begegnete sie Gottlieb Schwarzschild, den sie heiratete. Aus dieser Ehe gingen die 3 Kinder hervor, von denen ich schon berichtet habe. Eines dieser Kinder war unser Vater Richard. An der Seite ihres 2. Mannes zog sie die Kinder groß – ohne Hilfe von außen. Sie gönnte sich dafür ab und zu eine Auszeit bei einem Kuraufenthalt, wovon noch Fotos zeugen.
Sie besaß ein Haus an der Steinstraße 40/42, musste es aber verkaufen an eine Holzhandlung Hartmann. Der Besitzer verbot uns Judenkindern, das Haus zu betreten, was wir aber bei Nacht und Nebel trotzdem taten, um das Baby Klaus bei Tante Ida zu bewundern. Oma musste auch in die Steinstraße 30 ziehen, wo sie – wie wir – bis zur Deportation wohnte. Zwei Tage vor diesem schlimmen Ereignis, am 20. Oktober, feierten wir ihren 79. Geburtstag. Es standen noch Blumen und Geschenke auf dem Tisch, als wir alle unser Zuhause verlassen mussten.
Man kann sich vorstellen, wie elend sich alte Menschen gefühlt haben müssen, alles zu verlassen und ins Unbekannte verschleppt zu werden, wenn es für uns Kinder und unsere Eltern schon ein solches Trauerspiel war. Wie sie in ihrem Alter diese Fahrt nach Gurs überstand, ist uns heute noch ein Rätsel. Sie wurde in einem anderen Ilôt untergebracht, kam auch später, wie wir, nach Rivesaltes, von wo sie dann mit anderen älteren Menschen in ein Altersheim nach Noé in der Haute Garonne gebracht wurde. Dort muss sie schlecht und recht gelebt haben. Wir bekamen hie und da Post von ihr, wo sie vor allem über den Hunger klagte. Meine Mutter, die inzwischen in einem der Kinderheime in der Haute-Savoie arbeitete, schickte ihr Päckchen mit gekochten Kartoffeln, worüber die Großmutter sehr glücklich war und sich sehr bedankte. Man muss sich vorstellen – wie hungrig sie sein musste.
Wir erinnern uns an unsere Oma vor der Zeit der Deportation: Sie holte uns oftmals ab, um mit ihr in den Wald oder auf den Friedhof spazieren zu gehen. Dabei traf sie jeweils andere ältere Bekannte, mit denen sie plauderte und denen sie uns immer stolz vorstellte. Das waren Zeiten, als die Welt für uns Kinder noch in Ordnung schien. –
Für unsere Großmutter Settchen wird heute ein Stein des Gedenkens gelegt, für sie, die einst ein volles Leben erfahren durfte und dann, im hohem Alter, noch so viel hat leiden müssen. Sie starb einsam, an Hunger und Altersschwäche am 7. März 1944 in Mâcon. Nun gibt es hier einen kleinen Ort der Erinnerung an sie.