Biografie Familie Alexander Heimann

Recherche: Georg Emme

Alexander Heimann (22.05.1882- 02.12.1939) war, wie sein viel älterer Bruder Markus Heimann, aus Niederkirchen nach Kaiserslautern gezogen. Seine Frau Renata (21.12.1887-1973) hatte Rülzheim verlassen, um in Kaiserslautern zu leben. Seit 1913 hatte die Familie in der Pariser Straße 11 ihr Domizil. Als Weinhändler war die Familie gut vernetzt in der Stadt und hatte vermutlich zahlreiche Geschäftskontakte. Von Vorteil war sicherlich auch, dass die Familie sehr groß gewesen ist. 1914 wird direkt zu Kriegsbeginn des Ersten Weltkrieges Alexander Heimann zum Militär eingezogen und er kämpfte bis 1918. Nach Rückkehr wird am 15.02.1919 Hans Heimann in Kaiserslautern geboren. Der jüngere Bruder Werner Heimann kommt am 30.06.1922 auch in Kaiserslautern zur Welt.

Kennkarte der Familie Alexander Heimann
Quelle: Stadtarchiv Kaiserslautern

Die Söhne Hans und Werner Heimann sind wahrscheinlich in die Kottenschule gegangen. Bei Emigration waren sie allerdings schon erwachsen.

Über die Lebensumstände der Familie Heimann in Kaiserslautern bis 1938 gibt es keine Hinweise.

Auswanderungspläne

Nachdem sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 die Lebensbedingungen für Juden in Kaiserslautern, wie im gesamten Deutschen Reich, verschärft hatten, muss die Familie Auswanderungspläne gehabt haben. Die Familie des älteren Bruders Markus hatte Deutschland bereits verlassen und war 1936 nach USA emigriert. Vermutlich war der Entschluss Deutschland den Rücken zu kehren deshalb vielleicht leichter – obwohl das sicherlich schwer einzuschätzen ist. Denn das Verlassen des Heimatlandes und ein Neuanfang in Amerika war ein großer Schritt. Das Weggehen aus Deutschland bedeutete die alte Umgebung und die Freunde und Bekannte zurückzulassen. Dazu kam noch die Sprache.

Überfahrt

Alexander, seine Frau Renata und die beiden Söhne Hans und Werner Heimann emigrieren am 29.08.1938 in Richtung New York. Das Ausreisevisum wird kurz vorher in Stuttgart genehmigt und die Schiffspassage reserviert auf der „S.S. Berlin 3“. Die Überfahrt von Bremen nach New York in der 3. Klasse konnte so die Familie vor der Shoah retten. Die Heimanns können Deutschland direkt vor der Progromnacht im November 1938 verlassen. Die Familie des Bruders, die schon in den USA angekommen war, konnten finanziell bürgen für die Familie. Dies war Voraussetzung, um Deutschland zu verlassen.

Den Ausreisewilligen hat das Deutsche Reich alle Rechte genommen. So wurden beispielsweise mit der Reichsfluchtsteuer 25 % des Eigentums dem Deutschen Reich überlassen.

S.S. Berlin 3
Quelle: Norddeutscher Llyd (1931)

Ankunft in den USA – Ellis Island

Die Einwanderer nannten Ellis Island die ‚Träneninsel‘ (engl. isle of tears), da sich hier nach einer zweiminütigen Befragung und einer medizinischen Untersuchung ihr weiteres Schicksal entschied. Die Einwanderer mussten gleich zu Beginn eine 50-stufige steile Treppe zum Registrierraum emporsteigen, wobei sie von Ärzten beobachtet wurden. Hatte jemand Probleme, deutete das auf ein Herzleiden hin und er wurde intensiver untersucht. Die Mediziner prüften auf Infektionskrankheiten, schauten sich Hände, Gesicht und Haare an; falls jemand verdächtig war, bekam er ein Kreidezeichen auf die rechte Schulter gemalt (ein S stand für Senilität, ein Ct für die Augenkrankheit Trachom und ein X für eine psychische Erkrankung). Die anderen gingen durch eine Tür mit der Aufschrift „Push to New York“ und waren aufgenommen.

Der ganze Prozess der offiziellen Einwanderung konnte mehrere Tage dauern. Während dieser Zeit konnten die Einreisewilligen jederzeit aussortiert werden. Teilweise mussten die Passagiere noch tagelang auf ihren Schiffen bleiben, bevor sie überhaupt an Land gelassen wurden. Passagiere der ersten und zweiten Klasse, also Leute mit Geld oder Reputation, kamen jedoch nicht über Ellis Island an Land, sondern nach einer kurzen Visitation direkt nach Manhattan.

Die Ankömmlinge, die die Papiere für die USA bekommen hatten, waren sich danach selbst überlassen. Der auf der Schiffspassage angegebene „Bürge“ musste sich um das Wohl der Neuankömmlinge kümmern.

Die Tochter von Hans Heimann sprach von „schweren Zeiten für die Familie“ nach der Ankunft in New York.

Ellis Island – Insel im Hudson-River

In den 1950er und 1960er Jahren hat die Familie Heimann in New York Fuß gefasst. Als Bäcker konnte Hans Heimann den Lebensunterhalt bestreiten und betrieb einen kleinen Verkaufsladen. Alexander Heimann stirbt 1939 in New York. Renata Heimann lebte bis 1973 in New York. Die Söhne Hans und Werner Heimann gründeten eigene Familien. Werner stirbt 2017, Hans 1990.

Hans Heimann heiratet Barbara Kohn in New York.

Hans Heimann und seine Mutter Renata
Quelle: Privatbesitz

Die Tochter von Hans Heimann und deren Kinder sind aus den USA zur Steinverlegung Ihrer Familie gekommen.