Recherche: Bernadette Künzel-Geiler
Emil Hené wurde am 26.04.1885 in Landstuhl geboren.
Er war der Sohn des Kaufmanns Leopold Hené (gest. 16.1.16), der mit seiner Frau Philippina geb. Reinheimer in Zweibrücken (Hauptstr. 18) ein Textilgeschäft betrieb.
Emil Hené hatte einen jüngeren Bruder Siegbert, der 1941 mit seiner Frau und dem Sohn von Mönchengladbach aus nach Riga deportiert wurde. Für diese Familie wurden in Mönchengladbach Stolpersteine verlegt.
Auch Emil Hené war als Kaufmann in der Textilbranche tätig und verbrachte seine Lehrzeit in Straßburg. 1919 zog er von Saarbrücken aus nach Kaiserslautern, wo er im selben Jahr Elsa Feibelmann heiratete, die am 5.07.1888 in Kaiserslautern als Tochter des Synagogendieners Moses Feibelmann (gest. 1936 in Zürich) und seiner Frau Therese (gest. 1917) geboren wurde.
Elsa hatte drei Geschwister, die später in Düsseldorf, in Zürich und in den USA lebten. Der älteste Bruder Max, der in Düsseldorf als Kantor tätig war, konnte 1939 nach Großbritannien emigrieren.
1921 kam Tochter Irene zur Welt, 1926 folgte Tochter Ruth.
Die Familie wohnte von 1919 bis 1932 zusammen mit dem Vater der Ehefrau in der Bismarckstraße 6. 1932 erfolgte der Umzug in die Steinstraße 21, wo die Familie bis 1938 wohnte.
Im Juni 1936 verließ die ältere Tochter Irene, die ab 1931 das Institut der Franziskanerinnen besucht hatte, Deutschland, um nach Palästina auszuwandern.
Zuvor hatte sie in Rüdnitz an einer vierwöchigen Vorbereitung teilgenommen, an deren Ende ausgewählt wurde, wer aufgrund seiner Eignung tatsächlich auswandern durfte. Erst später verstand Irene, dass diese Prüfung in den meisten Fällen über Leben oder Tod der Mitbewerber entschied.
Beim Abschied begleitete die Mutter sie bis zur deutsch-schweizerischen Grenze.
Emil Hené gehörte zu den Männern, die kurz nach der Kristallnacht am 12.11.1938 in Dachau interniert wurden. Tochter Ruth besuchte zu dieser Zeit noch die Röhmschule, die sie am Tag des Pogroms unter dem Beifall der Mitschüler verlassen musste.
Kurze Zeit später, nämlich am 3.12.1938, während der Abwesenheit des Vaters, wurde die Familie gezwungen, in das Judenhaus Steinstraße 26 umzuziehen.
Am 10.12.1938 wurde Emil Hené aus Dachau entlassen.
Im Dezember 1939 konnte Ruth im Alter von nur 13 Jahren noch nach Palästina zu ihrer älteren Schwester fliehen, denn ein guter Freund hatte sich ohne Irenes Wissen sofort um eins der letzten Zertifikate für die Auswanderung jüngerer Geschwister bemüht, als er von dieser Möglichkeit Kenntnis erlangte. Von den Ereignissen des Novemberpogroms und dem Abschied von den Eltern war Ruth so stark traumatisiert, dass sie zeitlebens unter den Folgen zu leiden hatte.
Im Januar 1940 musste das Ehepaar Hené ein weiteres Mal umziehen, diesmal in die Gaustraße 3, also in ein weiteres Judenhaus.
Emil und Elsa Hené wurden am 22.10.1940 nach Gurs deportiert.
Von dort aus wurden sie nach Drancy verlegt und schließlich am 12.08.1942 nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden.
Auch die zweite Ehefrau des Großvaters Hené, Rosa Hené, die in Zweibrücken wohnte, wurde nach Gurs deportiert und kam von dort aus in das Lager Noé, wo sie am 1.3.1942 verstarb. Eine Gedenktafel an der Stadtmauer seiner Geburtsstadt Landstuhl (bei der Zehntenscheune) erinnert an Emil Hené. Diese Tafel geht auf eine Arbeitsgemeinschaft des dortigen Sickingen-Gymnasiums zurück.
Die ältere Tochter Irene nahm in Israel den hebräischen Vornamen Shulamit an. Mit ihrem Ehemann Isser Laor (Leiserowitz), den sie im Kibbuz Matzuba kennengelernt hatte – beide gehörten zu den Begründern dieses Kibbuz -, bekam sie die Tochter Edna (1944) und den Sohn Adin (1951). Die junge Familie lebte dann in Nahariya. Diese Ehe wurde später geschieden und Isser kehrte nach Deutschland zurück. Shulamit blieb in Nahariya, wo sie ihre Kinder nun durch harte Arbeit allein großzog. Sie war sehr bildungsbeflissen, so dass ihr Sohn sie als wandelndes Lexikon beschreibt. Neben Hebräisch, Englisch und Französisch lernte sie auch recht gut Arabisch. Diese Sprachkenntnisse kamen ihr auf zahlreichen Reisen zugute.
2001 nahm sie auf Einladung der Franziskanerinnen in Kaiserslautern an einem Treffen ehemaliger jüdischer Schülerinnen der Schule teil.
Shulamit Laor starb am 18.08.2010 in Israel. Ruth heiratete in Israel Stephan David Treidel und bekam mit ihm ebenfalls eine Tochter und einen Sohn. Sie starb am 9.11.1997.
Quellen:
Gespräche und E-Mails mit Nachfahren der Familie Hené
Interview Ruth Leiserowitz mit Shulamit Laor 2003
Meldekarten Emil Hené und Moses Feibelmann (Kaiserslautern)
Paul, Roland: Die nach Gurs deportierten pfälzischen Juden, Kaiserslautern 2010
Yad Vashem: Page of Testimony: Emil Hené / Elsa Hené
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html.de
https://www.moenchengladbach.de/fileadmin/user_upload/stadtarchiv/Regentenstra%C3%9Fe_107.pdf