Biografie Jakob Huber

Recherche: Michael Wiesheu und Dr. Doris Lax

Am 29.10.18 wurden vor dem St. Christophorus-Heim in der Logenstraße 44 zu dem dort schon vorhandenen Stolperstein für Heinrich Wagner drei weitere Steine gelegt:

Mit Wilhelm Franzreb, Jakob Huber und Wilhelm Papst gedenken wir dreier Opfer des Nazi-Terrors, die weder politisch interessiert oder engagiert waren noch ihrer Religion wegen – wie die unbeschreiblich große Zahl unserer jüdischen Mitmenschen – verfolgt, entrechtet, interniert und ermordet wurden, sondern nur deshalb, weil sie vom Terrorregime als unpassend, ja „schädlich“ für die Gesellschaft abgestempelt wurden.

Viele dieser Misfits – der nicht in die Ideologie und das Menschenbild des Nationalsozialismus Passenden und Entrechteten ­– wurden von den Nationalsozialisten schlicht als „Asoziale“ abgestempelt und von Beginn an verfolgt, ab 1934 in immer neu aufgelegten systematischen sogenannten „Säuberungsaktionen“.

Jakob Otto Huber der am 16. Mai 1909 in Kaiserslautern geboren wurde und mit seinen Eltern, zwei Schwestern und einem Bruder zunächst in der Papiermühlstr. 16 wohnte, blieb zeit Lebens unverheiratet und verdiente seinen Lebensunterhalt als Tagner, vor allem im Baubereich, z.B. in zwei Baugeschäften in Zweibrücken, beim Lauterer Eisenwerk und einem Pflasterergeschäft. Wichtig ist, dass er laut seiner Gestapoakte bis zu seiner Verhaftung ununterbrochen beschäftigt war und er somit nicht als „Arbeitsscheuer“ bezeichnet werden kann, auch wenn er ab seinem 17. Lebensjahr zeitweise in andere Orte abgemeldet oder „auf Wanderschaft“ war. In Kaiserslautern war er nach seiner Wanderschaft wieder bei den Eltern gemeldet, die ab Oktober 1931 in der Fruchthallstraße, die in Hindenburgstraße umbenannt wurde, wohnten.

Hindenburgstraße 20

Seiner Gestapo-Akte ist zu entnehmen, dass Jakob Huber kein Mitglied der NSDAP, ja, politisch völlig uninteressiert und auch in dieser Hinsicht nie irgendwie auffällig geworden war – auf den ersten Blick also ein vollkommen unauffälliges, einigermaßen geordnetes, wenn auch wirtschaftlich sicher nicht gerade gesichertes Leben führte.

Und dennoch wurde er am 15. Juni 1938 im Zuge der großangelegten reichsweiten Säuberungswelle „Aktion gegen Asoziale“ in sogenannte “polizeiliche Vorbeugungshaft“ genommen und im Gestapo-Gefängnis in Neustadt/Weinstraße gefangen gesetzt. Der Grund dafür war, dass Jakob vom Nazi-Regime als „Asozialer“ und somit als „gemeinschaftsschädlich“ verfolgt wurde, denn er war – wieder laut Gestapo-Akte – „7 mal vorbestraft“: einmal wegen eines angeblichen Sittlichkeitsverbrechens mit 6-monatiger Gefängnisstrafe, einmal wegen Hinterziehung der Hausierersteuer und fünfmal wegen Bettelns.

Die Gestapoakte vermerkt, dass er schon am Tag seiner Festnahme ins KZ Dachau überstellt wurde. Dort starb er am 5. April 1939, angeblich an Herz- und Kreislaufschwäche, sechs Wochen vor seinem 30. Geburtstag.

Jakob Huber gehört wie viele andere zu den weitgehend vergessenen Verfolgten der NS-Zeit. Da er in seinem Leben überwiegend auf Wanderschaft war und keine dauerhafte Heimat zu haben schien, wurde als Ort seines Gedenkens das St. Christophorusheim in der Logenstraße 44 gewählt.

Das St. Christophorusheim in der Logenstraße 44

Quellen:
Meldekarte im Stadtarchiv Kaiserslautern
Gestapoakte (Kopie) im Landesarchiv Speyer Best. H 91 Nr. 4329
Auskunft der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau