Recherche: Dr. Gerd Maurer
Oskar Knecht (Überarbeitung/Ergänzung durch G.M. am 28.7.2016)
Recherche – Ergebnisse
Oskar Knecht wurde am 24. April 1891 in Kaiserslautern als 4. Kind (4. Sohn) des Ehepaares Jakob Knecht, Schullehrer, kath., und Anna Maria Knecht, geb. Mohr, prot., geboren.
Die 3 ältesten Söhne waren hochintelligent und haben alle studiert.
Dagegen war Oskar Knecht – wie zahlreiche ärztliche Gutachten belegen- seit Geburt hochgradig schwachsinnig. Er hat die 1. Grundschulklasse mehrmals wiederholt, die 2. Grundschulklasse einmal wiederholt und wurde nach Ende der 3. Grundschulklasse entlassen. Er konnte weder ordentlich schreiben (nur Buchstaben und seinen Namen) … noch rechnen. Verschiedene Versuche ein Handwerk zu erlernen mussten deshalb jeweils abgebrochen werden.
Seit Ende März 1898 lebte die Familie Knecht in der Pollichstraße 5.
Das Ehepaar Knecht verstarb 1920 (Vater) bzw. 1928 (Mutter). Danach kümmerte sich die Tochter Elisabeth Knecht (geb. 1892) um ihren Bruder Oskar.
Oskar Knecht arbeitete unregelmäßig als Hilfsarbeiter, Dienstbote bzw. Hausdiener…
(Er hatte noch eine jüngere Schwester(geb. 1894), die als Kleinkind (1898) verstarb.
Der älteste Bruder hat kath. Theologie studiert und promoviert. Er war im 2. Weltkrieg zeitweilig als Krankenhausseelsorger in Berlin tätig. Nach dem 2. Weltkrieg war er Pfarrer in verschiedenen Orten zuletzt in Maikammer, wo er 1953 verstarb und begraben ist.
Der zweitälteste Bruder Jakob Knecht studierte Tiermedizin. Er verstarb 1913 im Schwarzwald.
Der jüngste Bruder Andreas Knecht ist 1915 im 1. Weltkrieg gefallen.
Oskar Knecht war als Junge 1907 Opfer eines homosexuellen Aktes in Kaiserslautern.
Im Rahmen eines juristischen Verfahrens wurde ein amtsärztliches Gutachten (das in den eingesehenen Akten mehrfach erwähnt, aber nirgends gefunden wurde) vom Bezirksamt in KL (Dr. Moritz Kühn ?) eingeholt. Aufgrund dieses Gutachtens (Diagnose angeborener Schwachsinn) wurde Oskar Knecht als unzurechnungsfähig beurteilt und nicht weiter verfolgt, auch bei weiteren Vorfällen, bei denen er aktiv homosexuell tätig gewesen sein soll.
Im Jahr 1936 wollte Oskar Knecht Verwandte/Bekannte an der Haardt besuchen. Dazu ist er über Neustadt und Landau nach Bergzabern gereist. Am Bahnhof in Bergzabern kam er mit einem 17jährigen Jungen in Kontakt, der ihn nach dem Treffen… wegen homosexueller Annäherung anzeigte. Oskar Knecht wurde festgenommen und amtsärztlich untersucht Das Landgericht Landau verurteilte ihn zur Sicherungsverwahrung in Klingenmünster wegen der Gefahr, die er angeblich wegen seinen homosexuellen Neigungen für sich und andere darstelle.
Elisabeth Knecht hat gegen das Urteil Revision einlegen lassen. Es gab mehrere Revisionen bis zum Reichsgericht in Leipzig, die alle abgelehnt wurden.
In Klingenmünster war Oskar Knecht unauffällig. Er arbeitete als Hilfsarbeiter (Straßenkehrer.).
Versuche des ältesten Bruders, für Oskar Knecht eine Unterbringung in einem katholischen Heim in Landau zu finden, waren ebenfalls nicht erfolgreich, da das angefragte Heim (Paulusheim) nicht die geforderten Sicherheitseinrichtungen vorweisen konnte.
Elisabeth Knecht ist 1943 nach Berlin (vermutlich zu ihrem Bruder) gezogen. Dort verliert sich ihre Spur in den Wirren von Kriegs- und Nachkriegszeit.
Oskar Knecht wurde innerhalb von Klingenmünster mehrfach verlegt. Einmal auch nach Haar bei München und kurze Zeit später wieder zurück nach Klingenmünster. Im Zuge der Anordnung, nicht voll arbeitsfähige Häftlinge auf gekürzte Lebensmittelrationen zu setzen, erhielt er vermutlich nur noch gekürzte Lebensmittelrationen. Laut der Krankenakte in Klingenmünster verstarb Oskar Knecht am 22. März 1944 an einer Lungenentzündung. Es ist davon auszugehen, dass sein Tod auch durch mangelnde Ernährung und fehlende medizinische Versorgung verursacht wurde.